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AutorenbildÖKSB - Wien

Darf körperliche Gewalt angewendet werden, wenn Kinder nicht auf Erwachsene hören?

Aktualisiert: 29. Juni 2021

David wirft mit Steinen

Der vierjährige David ärgert sich beim Spielen in der Kindergruppe so sehr über ein Mädchen, dass er aus Wut einen Stein nach ihr wirft. Der Erzieher, sichtlich erschrocken, schreit ihn an, dass er das nicht tun darf, worauf David wieder einen Stein nimmt und nach dem Mädchen wirft. Der Erzieher stößt nun David mehrmals absichtlich zu Boden, um ihm zu zeigen,

wer der Stärkere ist und daher die Regeln in der Gruppe vorgibt.


Immer wenn Gefahr besteht, dass ein Kind verletzt werden könnte, müssen Erwachsene eingreifen, um diese Gefahr abzuwenden.


Der Erzieher gibt uns hier jedoch ein Beispiel, wie man Gewalt mit überlegener Gegengewalt beantwortet, in der fälschlichen Annahme, damit einen pädagogischen Erfolg zu erzielen. Davids Ärger bleibt unberücksichtigt, die Gewaltspirale wird prolongiert.


Wichtig wäre herauszufinden, was hinter Davids Ärger steckt. Was macht ihn wirklich wütend? Ist das Mädchen, das er mit Steinen bewirft, vielleicht nur Auslöser einer tiefer liegenden Problematik?


Das hier genannte Beispiel zeigt uns sehr anschaulich den Sog und die Dynamik von Gewalt. Schnell kann diese auch auf die in der Verantwortung stehenden Bezugspersonen überspringen.


Ein alternativer Ansatz der Konfliktbewältigung, der die Gewaltspirale unterbricht, wäre im vorliegenden Fall geboten. Nachhaltig wirksam wäre ein das Selbstwertgefühl des Kindes stärkender Ansatz, der dem betroffenen Buben über positivere Selbstwahrnehmung eine neue Möglichkeit der Selbststeuerung im Denken, Fühlen und Handeln gibt.


Das vorliegende Beispiel macht aber auch deutlich, dass eine gesamtheitliche Betrachtung wichtig ist: So kann es hilfreich sein zu erkennen, dass eine in Gang gesetzte Gewaltspirale ab einem gewissen Punkt allen Beteiligten Argumente für weitere Eskalationen liefern kann.


Eine Sensibilisierung der an einem Gewaltakt Beteiligten in Bezug auf ihre eigene Opfer- und Täterrolle und die damit in Verbindung stehenden Vorgeschichten sowie das zunehmende Bewusstwerden möglicher Auslöser des Gewaltaktes, kann den mit der Erziehung Betrauten Möglichkeiten eröffnen, einen neuen Weg in Richtung einer gewaltfreieren und zunehmend von Wertschätzung getragenen Interaktion zu gehen.


Die Methode der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg ist eine Möglichkeit, eine gewaltfreie Konfliktlösung zwischen Kindern und Erwachsenen, im Alltag zu unterstützen.


Sehr gut erklärt ist diese Methode im Buch von Frank Gaschler und Gundi Gaschler:

Ich will verstehen, was du wirklich brauchst - Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern.



Wenn Sie merken, dass Sie in einer belastenden Situation mit Ihrem Kind an Ihre Grenzen kommen und Gefahr laufen, dass die Situation eskaliert, Sie einem Kind weh tun oder es ängstigen könnten, zögern Sie bitte nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wir beraten Sie und finden mit Ihnen Lösungen!

Österreichischer Kinderschutzbund Wien – T: 0677 619 817 20

Haben auch Sie Erfahrungen mit schwierigen Situationen wenn Kinder aggressiv reagieren? Im Kindergarten, in der Schule oder Zuhause?

Schreiben Sie uns - wir lesen und beantworten Ihre Kommentare!



Dieser Blog - Artikel stammt aus unserer Broschüre: Ist das schon Gewalt?


Herausgeber/Eigentümer/ Verleger: Österreichischer Kinderschutzbund Wien, T: 0677 619 817 20, verein@kinderschutz.at; www.kinderschutz.at und Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten,

Tel.: 0676/933 35 36, office@voepp.at; www.voepp.at




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