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AutorenbildÖKSB - Wien

Gewalt gegen Kinder ist mehr als physische Misshandlung!

Aktualisiert: 9. Juni 2023



Österreichischer Kinderschutzbund (ÖKSB)

Zentrale Innsbruck Dr. Karin Urban (Obfrau)

Dr. Birgit Streiter (Stv. Obfrau)


P r e s s e m i t t e i l u n g 16.8.2022


Der Österreichische Kinderschutzbund mit seiner Zentrale in Innsbruck schließt sich den Analysen und Forderungen der Tiroler Kinder- und Jugendanwältin Mag. Elisabeth Harasser zur Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen durch die Sozialpolitik an und unterstützt diese voll inhaltlich.


Gerade im Jahr 2022 haben wir 10 Jahre Kinderrechte in der Österreichischen Bundesverfassung, wobei diese Rechte schon vor Corona bei Abschiebungen und Bleiberechtsprozessen massiv verletzt wurden.

PsychotherapeutInnen und BeraterInnen, die unserem Verein angehören, berichten von einer enormen Zunahme an kindlichen und familiären Auffälligkeiten. Verstärkt durch die Pandemie sind häufig eine erhöhte Vulnerabilität und Fragilität sowie massive Überforderungen zu beobachten. Homeschooling, Arbeitsplatzverlust eines Elternteils, soziale Isolation usw betreffen dabei nicht nur, aber besonders sozial schwache, bildungsferne Familien.

Erhöhte Vulnerabilität und Auffälligkeit Viele Kinder/Jugendliche „schreien“ mit (auto-)aggressivem Verhalten, verspätetem Einnässen, suizidalen Absichten u.v.m. unüberhörbar nach Hilfe. Ihre Eltern, die meist ohnehin schon multikausal unter Überforderung leiden, geraten so unter noch mehr Druck. Auch aktuelle Bedrohungen wie Tod, Flucht, Krieg, die noch nie so nahe erlebt wurden, machen Probleme. Viele Jugendliche berichten von Sinnlosigkeit des Lebens und davon, sich anzustrengen wegen der Belastung der Eltern durch hohe Lebenshaltungskosten und Mietpreise. Aus fachlicher Sicht soll die Aktion „Gesund aus der Krise“ (Berufsverband Österr. PsychologInnen und Österr. Berufsverband für Psychotherapie gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz) hervorgehoben werden, wodurch zumindest einige (aber leider noch zu wenige) Kinder in Österreich kostenlos Unterstützung erhalten können. Diese Aktion sollte breiter kommuniziert und verlängert werden.


Geringschätzung der damit befassten Berufsgruppen


Das mangelnde Wohlbefinden vieler Kinder, Jugendlicher und Familien geht damit einher, dass die mit ihnen befassten Berufsgruppen (SozialpädagogInnen, ElementarpädagogInnen, SozialarbeiterInnen, LebensberaterInnen, Klinische PsychologInnen) nach wie vor einen nur geringen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben.

Dies wird gerade in krisenhaften Zeiten sichtbar. Während auf anderen Gebieten wie der Pflege diese Mangelzustände (Personal, Arbeitszeiten, Gehalt) zu Recht beklagt werden, hört man bei den mit Kindern und Jugendlichen befassten Fachkräften so gut wie nichts. Die drastischen Appelle der Kinder- und Jugendanwaltschaft, wonach die Kinderrechte besonders in Pandemiezeiten „völlig missachtet“ worden seien und ihre Forderung, ihnen „denselben Stellenwert wie für Wirtschaft und Tourismus“ einzuräumen, sind aus unserer Sicht deshalb voll zu unterstützen.


Das Vergessen der Kinderrechte ist strukturelle Gewalt gegen Kinder


Von Land und Bund ist deshalb ab sofort mehr Geld und Personal für die entsprechenden Sozial- und Hilfseinrichtungen zur psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu fordern. Auch der Aspekt der gerade in Krisenzeiten wachsenden Kinderarmut ist eine Schande für die wohlhabenden Länder und entlarvt das häufige Gerede von Kindern als „wichtigste Investition für unsere Zukunft“ als schales Lippenbekenntnis. Auch die Partizipation von Kindern und Jugendlichen ist völlig unterentwickelt, man denke an städtebaulichen Maßnahmen, Bodenversiegelung durch Straßenbauprojekte usw., was alles ohne Rücksicht auf die kommende Generation und ohne Beachtung des "Wohl des Kindes" vonstatten geht.


Es war niemand geringerer als der Gründer des Kinderschutzbundes, der renommierte Wiener Kinderarzt Univ.-Prof. Dr. Hans Czermak, der darauf aufmerksam gemacht hat, dass

, sondern dass der vernachlässigende Umgang mit Kinderinteressen und –bedürfnissen unmittelbar als „strukturelle Gewalt gegen Kinder“ anzusehen ist.

Solcherart von Gewalt darf die Politik sich nicht weiter schuldig machen.


Für den Österreichischen Kinderschutzbund:


Dr. Birgit Streiter (Stv. Obfrau) e.h. (Tel: 06502112845)

MMag. Flora Papanthimou (Geschäftsführerin)

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